Das blöde Milchglas
Das blöde Milchglas
Eines Tages, als ich gerade auf einem Tisch lag nahm mich ein Mädchen namens Laura und schlug mich auf, denn ich bin ein Buch.
Ich spürte, wie sie etwas in mich hinein schrieb. Es kitzelte ein bisschen, aber ich verspürte Freude. Sie schrieb über ein Mädchen, dass allein in einem dunklen Haus gefangen war. Ich wusste gar nicht, dass Geschichten so spannend sein konnten. Doch auf ein Mal klappte sie mich wieder zu und das machte mich traurig, denn ich wollte wissen wie es weiter ging. Als Laura mich packte und in einen Sack stopfte, verspürte ich Angst. Plötzlich wurde ich herum geschüttelt und meine Seiten zerknitterten. ,,Meine armen Seiten,“ dachte ich, doch bevor ich weiter denken konnte, packte mich Laura wieder und zog mich raus. Ich befand mich in einem großen Raum mit vielen Kindern und Büchern. Ich kann euch nur sagen, da ist echt viel los. Jetzt kam auch noch eine Frau herein.
Sie sagte: „Hallo Schüler.“ Die Kinder sagten alle zusammen: „Hallo Frau Lehrerin!“ „Jetzt habt ihr Zeit an euren Geschichten weiter zu arbeiten!“, sagte sie anschließend. Alle Kinder schlugen ihre Bücher auf und schrieben hinein. Auch Laura schrieb in mir. Es kribbelte und sie schrieb wieder über das Mädchen im dunklen Haus. Die Geschichte handelte über ein Mädchen, dass in einem dunklen Haus gegen Gespenster kämpfte. Als Laura die Geschichte fertig geschrieben hat, wurde ich wieder in einen Sack gestopft. Nun verging eine sehr langweilige Zeit. Ich fragte mich, ob die anderen Bücher sich auch langweilten. Endlich ging Laura los, doch dieses Mal passte ich auf, dass meine Seiten nicht zerknittern. Jetzt erst bemerkte ich, dass neben mir ein anderes Buch lag, aber es war sehr versteckt. Deshalb hatte ich es vorher nicht gesehen. Ich fragte es: „Wie heißt du?“ Das andere Buch sagte schüchtern: „Ich heiße Mathemann und du?“ „Ich heiße Deutschella“, antwortete ich auch etwas schüchtern. Wir unterhielten uns ein bisschen, bis Laura Zuhause angekommen war und unvorsichtig den Rucksack ausleerte. Das tat weh! Gleich darauf legte sie uns auf einen Bücherstapel. Mir verging der Schmerz, denn um mich herum lagen tausende weitere Bücher. Als ich etwas sagte, antwortete keiner, außer Mathemann. Anscheinend konnte keiner außer uns zwei sprechen. Also quaselte ich mit Mathemann. Ich fragte Mathemann: „Magst du es auch überhaupt nicht wenn du in einem Sack transportiert wirst?“ Mathemann antwortete: „Ja, das ist voll unangenehm!“ Auf einmal packte das Mädchen mich wieder und legte mich auf einen Tisch. Neben mir stand ein Milchglas. Das Mädchen rief: „Mama, schau mal, was ich heute geschrieben habe!“ Sie wollte mich aufklappen, aber gleichzeitig stieß sie das Milchglas um. Ich fühlte, dass meine Seiten ganz nass und klebrig waren und das gefiel mir gar nicht. Schnell holte sie einen Lappen und rubbelte mich ab. So verwischte die Schrift ein bisschen. Das Mädchen war traurig und fing an zu weinen, denn sie wollte ihrer Mutter die Geschichte zeigen. Ihre Mutter tröstete sie und legte mich auf die Heizung. Sie schaltete die Heizung ganz warm ein und langsam trocknete ich. Zum Glück konnte man die Schrift noch lesen. Laura beruhigte sich langsam. Sie las ihre Geschichte ihrer Mutter vor und die Mutter war begeistert. Mathemann und ich waren froh, dass ich nicht ertrunken war und wir freuten uns weiterhin auf neue Geschichten mit Laura.
Diese Geschichte entstand im Rahmen einer Schreibwoche des Literaturwerkstatts in Graz.