|

Die Abschluss-Aufführung

Gleich bin ich dran. Ich bin ziemlich aufgeregt. Meine Klasse (die siebte) und ich, führen am letzten Schultag immer ein Theater Stück auf. Dieses Jahr ist Frau Holle dran. Ich habe die Rolle der Goldmarie und bin sehr stolz darauf, dass ich die Hauptrolle spiele. Meine Eltern sind auch begeistert von mir und glücklich. Als Goldmarie habe ich ein einfaches kurzes blaues Kleid an und danach bei Frau Holle bekomme ich ein langes goldenes Kleid mit vielen Perlen.

„Annemarie du musst auf die Bühne!“, ruft Frau Siegler. Nun treten ich, Pechmarie in einem längeren schönen Kleid und die Stiefmutter in einem längeren grünen Kleid auf die Bühne. Ich muss das Haus putzen. Als ich in das Publikum sehe, fange ich an zu zittern. So viele Leute sitzen da. Aber nun kein Lampenfieber, sonst fällt das noch auf. Nun muss ich mich auf das Stück konzentrieren.  Ich habe fertig geputzt und muss nun weben gehen. Leider fällt mir die Spindel runter in den tiefen Brunnen und ich springe der Spindel hinterher. Ich falle in die Dunkelheit, die Kulisse hinter mir änderte sich zu einer Blumenwiese mit einem Baum, einem Ofen und einer Rose.

Als ich aus dem Brunnen klettere, sehe ich eine verwelkte Rose und ich gieße sie. Sofort wird die Rose rot und wunderschön. Da sehe ich einen Ofen voll mit Brot, ich hole das Brot heraus und gleich beginnt der Ofen weitere Brot zu backen. Ich gehe weiter und erblicke einen geknickten Apfelbaum, ich pflücke die vielen Äpfel und der Baum biegt sich wieder gerade. Bald komme ich bei Frau Holle an. Ich muss so tun, als ob ich putze, das Bett richte und koche. Dann gehe ich durch das Tor von Frau Holle und werde mit Gold überschüttet, hinter der Bühne ziehe ich das goldene Kleid an und gehe wieder zum Tor, keiner weiß, dass, wenn das Gold verschwindet, ich dann ein goldenes Kleid anhaben werde.

Bald kehre ich zur Stiefmutter und Stiefschwester mit der Spindel zurück. Dann darf ich von der Bühne gehen, denn jetzt ist die Pechmarie mit ihrem Text dran. Zum Schluss gehe ich noch mal auf die Bühne, um Pechmarie zu trösten und um mich zu verbeugen. Das Klatschen ist nicht zu überhören, und ich bin sehr stolz auf meine Mitspieler und mich. Danach ziehe ich hinter der „Bühne“ meinen Pully und meine Jeans an.

Meine Eltern warten schon bei der Bar, die in der Schulküche aufgebaut ist, auf mich. Sie knabbern an Cookies, Muffins und Maccarones. Stolz gehe ich auf sie zu.
„Und wie war ich?!“, frage ich.
„Super! Du hast am besten gespielt.“, loben meine Mutter und mein Vater mich.
„Wie bist du eigentlich zu deiner Rolle gekommen?“, fragen meine Eltern mich.

Eigentlich sollte ich den selbst ausgedachten Hund spielen, der mit der Goldmarie mitgeht. Die Rolle gefiel und gefällt mir gar nicht, soll ich mich etwa zum Affen machen? Doch ich musste die Rolle des Hundes wohl oder übel spielen, denn Frau Siegler wollte, dass jeder der vorgesprochen hatten, in dem Theaterstück mitspielt. Es haben leider nur zehn Kinder vorgesprochen, die anderen hatten kein Interesse.

„Die Rolle des Hundes gefiel mir gar nicht“

Eine andere Mitschülerin hatte die Rolle der Goldmarie, obwohl das meine Lieblingsrolle in dem Stück ist. Zuhause übte ich heimlich den Text der Goldmarie für alle Fälle. Am nächsten Tag fand die Generalprobe statt und Frau Siegler verkündete traurig: „Die Schauspielerin der Goldmarie ist leider krank geworden, sie hat Halsweh und keine Stimme. Bis morgen, wo die Aufführung stattfindet, wird sie sicher nicht gesund. Jetzt war der ganze Aufwand für nichts.“ Meine Hand schnellte in die Höhe.
„Ja, Annemarie?“
„Ich kann den Text von der Goldmarie noch vom Vorsprechen. Ich kann die Rolle der Goldmarie spielen aber dafür spiele ich den Hund nicht mehr, ok?“, schmunzelte ich. Frau Siegler schaute erleichtert.
„Ja, Ok, du musst den Hund nicht spielen. Dann können wir ja mit der Generalprobe beginnen! Annemarie, du spielst die Goldmarie.“, beschloss meine Lehrerin.

„Die Probe verlief perfekt und ich hatte die Rolle doch in der Tasche. Ich versuchte zuhause nicht zu stolz zu wirken, damit es eine Überraschung für euch wäre.“ erkläre ich.
„Und heute hast du deine Rolle perfekt gespielt!“, loben mich meine Eltern.

Alle Leute gehen nun in den Sportsaal, wo die Bühne steht. Unser Direktor, Herr Arne Dinkel beginnt dort mit seiner Rede: „Liebe Damen und Herren, ihre Kinder haben dieses Jahr sehr gut gelernt und sehr gute Noten bekommen. Ich möchte Ihnen nun die Zeugnisse Ihrer Kinder geben. Keines der Kinder muss die siebte Klasse wiederholen“.

Bald bekomme ich das Zeugnis, denn ich sitze in der vordersten Reihe. Meine Eltern nehmen das Zeugnis in die Hand und machen große Augen, als sie mein Zeugnis sehen.
„Ist mein Zeugnis etwa so schlecht?“
„Nein, im Gegenteil! Siehe doch selbst.“
Ich bin sehr überrascht, als ich sehe, dass ich in Chemie und Geschichte eine drei habe, den ich hätte mir in Geschichte eine vier und in Chemie auch eine vier gegeben. Meine Eltern freuen sich für mich und müssen zugeben, dass ich bessere Noten in der siebten Klasse habe als sie es sich vorgestellt hatten. Sie gaben auch zu, dass ich bessere Noten habe als sie in ihrer Kindheit. Ich versuche, dass ich nicht zu stolz wirke, aber das funktioniert wohl nicht ganz .

Nächstes mal werde ich bei einem Theaterstück wieder heimlich den Text der Hauptfigur auswendig lernen, denn das könnte man schließlich vielleicht wieder gebrauchen.

Möchtest du mehr Geschichten lesen?
Gerne! Schau, hier haben wir einige fantasievolle Geschichten und auch Nacherzählungen für dich.

Autor

  • Jess kann lustige Grimassen schneiden und fast alle ihre Finger knacksen. Sie ist lustig und liebt es zu tratschen. In der Redaktion übernimmt sie die Leitung. Jess muss regelmäßig Meetingsagenda vorbereiten und die Redaktionssitzungen führen.

    In ihrer Freizeit baut sie gerne Hogwarts aus Lego und hört Harry Potter Geschichten zu, denn sie ist der größte Harry Potter Fan, den wir kennen.

    Besondere Fähigkeiten: Russisch sprechen

    Alle Beiträge ansehen Redaktionsleitung & Stellvertretung Illustration

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert