Das Mücken-Glück
Ich sah nur verschwommen. Es dauerte etwas, bis ich sehen konnte. Ich schlüpfte aus meinem kleinen Ei, in dem ich für eine lange Zeit drinnen war. Erschöpft schwamm ich in einer großen Pfütze.
Schließlich kam ich wieder zu Kräften und analysierte meine Umgebung. Ich befand mich in einem feuchten, düsteren Raum, wo ein kleines Loch etwas Licht durchließ. Es lagen viele andere kleine Eierschalen verstreut auf der Wasseroberfläche. Ich hatte keine Beine, deshalb konnte ich mich nur krabbelnd im Wasser fortbewegen. Auf einmal war ein seltsammes Gefühl zu spüren, als ein Stück Algen an mir vorbei schwamm. Ich krabbelte durchs Wasser und aß die Algen, die an mir vorbei schwammen. Es vergingen 3 Wochen und ich fühlte mich kräftiger.
Neben mir war eine Pfütze, wo ich mich im Wasser sehen konnte. Ich hatte 6 Beine, 2 durchsichtige Flügel und im Gesicht einen spitzen Rüssel. Ich beobachtete das hektische Flattern dieser Kreaturen, die so aussahen wie ich, beim Abheben vom Boden. Diese flogen aus dem kleinen Loch. Das wollte ich denen nachmachen. Ich breitete meine Flügel aus, und flatterte hektisch herum. Langsam hob ich mich vom Boden und bewegte mich langsam vorwärts als ich die Kontrolle verlor und zu Boden fiel. Etwas entäuscht stand ich aber wieder auf und übte die Flugkontrolle zu gewinnen. Und als ich auch durchs Loch flog, konnte ich zum ersten Mal die wunderschöne Außenwelt sehen: Bäume, dunkelgrüne Tannen und bunte Blumen. Es gab viel zu entdecken: Fische, die im Wasser schwammen und Tiere, die im tiefen Wald lebten.
Auf einmal lief eine große Kreatur an mir vorbei. Ich erschrack und wich rasch aus als plötzlich ein seltsames Gefühl zu spüren war. Mein Instinkt führte mich zu den riesigen Kreaturen die an mir vorbeiliefen. Sie hatten zwei Beine, zwei Arme aber weder Flügel noch einen Rüssel im Gesicht. Schließlich, flog ich vorsichtig auf den Nacken des Wesens. Ich stach in die Haut und trank das Blut der riesigen Kreatur. Jetzt habe ich verstanden, wofür dieser nervige lange Rüssel in meinem Gesicht ist, und das Gefühl war verschwunden.
Schließlich entdeckte ich ein Gebüsch in dem ich einen Schlafplatz fand. Erschöpft flog ich in das Gebüsch hinein legte mich auf ein Blatt und schlief schleunigst ein. Als plötzlich ein lauter Knall zu hören war, erschrack ich mich und wachte sofort auf. Ich schaute hinaus um die Situation zu beobachten. Als kurz danach die Wolken grau wurden und es windig war, krabbelte ich ängstlich tiefer in meinen Unterschlupf hinein. Plötzlich fielen riesige Wassertropfen vom Himmel hinunter, die mindestens 100 mal größer waren als ich. Ich zitterte vor Angst und fragte mich was mit der wunderschönen Außenwelt passiert ist. Es fielen immer mehr und mehr Tropfen herunter. Schließlich waren die Regentropfen so riesig und schwer, dass diese durch das Gebüsch regneten. Ich wurde schon fast von einem Tropfen getroffen als schon der nächste knapp neben mir herunterfiel. Der Regen jagte mich aus meinem Unterschlupf. Ich flog um mein Leben. Als ich durch den Regen summte und vielen Regentropfen auswich, flog ich mit aller Kraft die ich noch hatte in eine kleine Höhle hinein um mich auszuruhen.
Kaum hatte ich mich erholt, bekam ich ein Gefühl, dass ich hier nicht sein sollte. Es waren überall durchsichtige Netze. Daran klebten halbaufgefressene Kreaturen die so ausahen wie ich. Als ich realisierte, dass dieser Platz nicht sicher war, ergriff ich die Flucht als plötzlich ein fette, hässliche, achtbeinige Kreatur mich aufhielt. Sie sagte: „ahh Frischfleisch‘‘. Und näherte sich. Mir stockte der Atem als ich mich mehr nach hinten bewegte. Schließlich blieb ich auch noch an einem Netz kleben. Die Spinne kam immer näher und näher, bis sie plötzlich zubiss. In diesen Moment machte ich nur die Augen zu, und wartete auf den Tod. Doch es war nichts zu spüren und es wurde still. Doch tot war ich nicht und ich spürte gar keinen Schmerz. Verwirrt machte ich meine Augen auf und sah, wie die Spinne komplett in ihr eigenes Netz verfangen war. Es war fast jedes Bein gefesselt.
Die verwickelte Spinne und ich schauten uns verblüft an bis sie sagte: „Ach Gott, das ist peinlich.“ Ich schaute noch immer verblüft die Spinne an, und antwortete: „Ja das ist es wirklich“. Die Spinne entgegnete: „Ich bin schon alt, und verfange mich manchmal in meine eigenen Spinnenweben .”
Ich dachte mir: „Was für eine Tollpatschige Spinne!“
Mit einem kräftigen Flügelschlag entkam ich dem Spinnennetz, und ließ die Spinne sprachlos in ihrer klebrigen Falle zurück.
Als ich diesem peinlichen und auch naheliegenden Tod noch mit viel Glück entkam, regnete es noch immer. Ich war erschöpft, doch ich hatte keine andere Wahl, als durch den Regen zu fliegen, um noch einen Unterschlupf zu finden. Mit Schwung summte ich in den Regen und wich geschickt allen Tropfen aus. Schließlich fielen noch riesige Eiskugeln vom Himmel herunter, und es wurde schwieriger, allen hinab fallenden Hindernissen auszuweichen. Plötzlich traf mich ein grelles weißes Licht in die Augen. Es blendete mich und ich hielt für einen kleinen Moment inne. Plötzlich fiel ein großer schwerer Regentropfen auf mich und ich verlor meine Flugkontrolle. Ich knallte mit voller Geschwindigkeit in eine große Eis kugel hinein. Ich flatterte halbtot hinab und blieb mit einem Bein an einer riesigen, schwarzen Box hängen. Der Regen ließ langsam nach, das Gewitter zog weiter, und ich seufzte erleichtert. Endlich Ruhe. Ich schloss meine Augen und fiel in einen tiefen, wohlverdienten Schlaf.
Doch plötzlich riss mich ein lautes Jubeln aus meinen Träumen. Überall um mich herum standen riesige Kreaturen mit zwei Beinen und zwei Armen. Sie sprangen, schrien und klatschten. Noch bevor ich begreifen konnte was geschah, begann auf einmal die schwarze Box zu vibrieren. Ein ohrenbetäubender Lärm dröhnte aus ihrem Inneren, ein donnerndes Beben, das durch meinen winzigen Körper fuhr.
Der Lärm war unerträglich laut bis mich plötzlich eine Welle, die nicht sichbar war, mit großer Geschwindigkeit, in die zweibeinigen Kreaturenmenge hineinschleuderte. Verwirrt, aber gerührt, war ich überzeugt, dass dieser tobende Applaus an meine Flugkünste ging. Doch letztendlich zerklatschte mich der Applaus.
