Tiger Terry
Hey, ich bin Tiger Terry, ein Plüschtiger mit einem Ohr, einem Bein, einem Arm und keinem Schwanz. Statt dessen quillt dort Wolle aus mir heraus. Ich gehöre zwei Geschwistern Tilly und Toxy, wegen ihnen bin ich so zerrissen. Die 3 ½ Jahre alte Tilly und die 4 ¾ Jahre alte Toxy stritten sich oft um mich, so verlor ich einige Körperteile. Die Mutter hatte sicher genug von mir, da sie dauernd Streit schlichten musste, und das war nicht gerade ihr Hobby.
Die Mutter schlug eines Tages vor zu einem Spielplatz zu gehen worauf Tilly und Toxy schnell einwilligten. Also gingen sie zum Spielplatz und nahmen mich dabei mit. Tilly und Toxy warfen mich auf die erst beste Bank und liefen zu einem Gerüst, auf dem sie anfingen zu klettern. Als eine Ewigkeit vergangen war, in der die Geschwister mal hier mal dort, hinliefen, packte die Mutter die Jacken von Tilly und Toxy , mit denen sie gekommen waren, und Tilly ,Toxy und die Mutter gingen nach Hause. Genau, sie ließen mich einfach auf der Bank liegen. Ich war verwirrt. Wie konnten sie ihr Lieblings Kuscheltier auf einer Bank vergessen?
Auf einmal kam ein fremder Mann, der eine goldene Armbanduhr trug, einen blauen Anzug, Lederschuhe und eine seidene Kravatte. Auf seinen blond gelockten Haaren hatte er einen runden Hut und goldene Ketten um seinen Hals. Für mich war klar: Das war ein reicher Mann. Er hatte mich wohl entdeckt, denn er schaute in meine Richtung. Der Mann kam näher und öffnete seine goldene Tasche, die ihm um die Schulter hing. Ich konnte nichts sagen, denn Menschen hören Kuscheltiere sowieso nicht. Er packte mich und steckte mich in die Tasche. Es war dunkel und ich sah nichts. Ich war sehr erschrocken und fragte mich was er wohl von mir wolle. Ich hatte so Angst das ich in Ohnmacht fiel.
Als ich wieder zu mir kam, versuchte ich mich zu orientieren. Dabei hatte ich gerade so viel Kraft um Geräusche wahrzunehmen. Ich hörte eine tiefere Stimme sagen: „Elina, ich habe eine Überraschung für dich! Ich habe einen Plüschtiger auf einer Bank gefunden!“ Und dann hörte ich eine höhere Stimme: „Echt Papa? Wie toll!“ „Er ist ganz zerfetzt, ich glaube, du könntest mal wieder deine Nadel gebrauchen!“
Eine Nadel?! Ein spitzes Ding, das ich schon vom Namen kenne, denn über die Nadel redet jedes Kuscheltier. Ich persönlich habe die Nadel aber noch nie zu spüren bekommen. Vor Schreck fiel ich glatt noch mal in Ohnmacht.
Ich erschrak, als ich etwas später aufwachte und sah, dass ich auf einem Tisch neben anderen Kuscheltieren lag. Ich war in einem Zimmer mit rosa Wänden. Wände und Bett waren mit Stuck verziert. In Elinas Bett waren eine pinke Decke und zwei pinke Polster. Auf den Polstern Lagen Unmengen von selbstgemachten Kuscheltieren, sie waren sauber und wunderschön. Ich schaute auf meine Pfote doch was war das? Statt einer Pfote hatte ich zwei und statt einem Fuß und einem Ohr, zwei Ohren und zwei Füße. Ich war überglücklich. Doch als ich auf meinen Schwanz schaute sah ich, dass bei dem leider noch Wolle rausquoll. Da platzte meine Freude wie ein Luftballon.
Ich schaute nach oben und sah ein Mädchen. Ein Mädchen mit blond gelockten Haaren und glänzend grünen Augen. Sie hatte ein hellblaues Kleid mit Blümchen und ein gelbes Jäckchen an. War das Elina? Bestimmt! Ein schönes und auf Anhieb nett aussehendes Mädchen. Ich fühlte mich wieder besser.
Da kam der Mann vom Spielplatz, Elinas Vater, ins Zimmer: „Elina, du musst ins Bett, auch wenn es dein Hobby ist, kaputte Kuscheltiere zu nähen.“ „Jaaa, Papa.“, antwortete Elina. Sie hielt gerade einen Tigerschwanz hoch und nahm mich in die Hand. Ihr Vater ging aus dem Zimmer und schloss die Tür.
Elina stach mit der Nadeln in den Schwanz und wollte gerade zu mir kommen, da schrie ich aus Panik, dass es vielleicht weh tun würde: „Nein, nicht! Nicht zustechen!“ Aber egal, sie konnte mich doch sowieso nicht hören. Doch Elina sprang auf und fragte verblüfft: „Wer, wer war das?“
„W-Wie? Du kannst mich hören? “, fragte ich Elina überrascht zurück.
„Ja! Aber, wer bist du?“
„Ich bin Tiger Terry, du hältst mich gerade in deiner Hand. Normalerweise hören Menschen Kuscheltiere nicht, anscheinend ist das bei mir und dir anders.“, antwortete ich. Ich war sehr glücklich. Endlich konnte ich mit jemandem meine Sorgen besprechen.
„Tut es denn weh wenn ich mit der Nadel zunähe? Ich habe dir doch gerade einen Arm, ein Bein und ein Ohr angenäht, und davor habe ich sie selber aus bunten Stoffen hergestellt! Da hast du nichts gesagt!“, fragte Elina.
„Da war ich in Ohnmacht wegen der Angst vor der Nadel und habe nichts gemerkt“, erklärte ich.
„Ach so, das habe ich nicht gewusst!“, entschuldigte sich Elina. „Sonst kann ich versuchen, es sehr vorsichtig anzunähen, es wird auch nicht weh tun!“, versprach sie.
Dann nähte sie den Schwanz an. Es tat wirklich nicht weh. Endlich war sie fertig. Wir redeten noch lange und freundeten uns an. Wir wurden allerbeste Freunde und ab jetzt waren Elina und ich unzertrennlich, und ich war glücklich, dass ich jemanden zum Sprechen hatte, der mich nicht zerfetzt, sondern jemand mit dem man schön spielen kann.
Möchtest du mehr Geschichten lesen?
Gerne! Schau, hier haben wir einige fantasievolle Geschichten und auch Nacherzählungen für dich.
